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Freie Abiturienten- und Absolventen-Vereinigung
Karbonaria Nürnberg e.V.
im Passauer Senioren Convent (PSC)

 Geschichte der FAAV Karbonaria

 

1  Gründung

 

Die Freie Abiturienten- und Absolventen- Vereinigung Karbonaria zu Nürnberg wurde am    30. Mai 1914 von elf Absolventen der damaligen Kreisrealschule I ins Leben gerufen. Die Namen dieser Gründungsphilister sind:

 

Bastl, Josef

Braun, Georg

Eckert, Johann

Eckmann, Johann

Heuberger, August

Hönninger, Otto

Kolb, Johann

Kuschel, Andreas

Scheidler, Karl

Standhartinger, Ernst

Vycpalek, Ludwig 

 

 

Wohl durch den Geschichtsunterricht angeregt, und von einem starken Drang nach Freiheit beseelt, nannten sie ihren neuen Bund "Karbonaria". Der Name geht auf  italienische Freiheits­kämpfer des 19. Jahrhunderts zurück, die in der Zeit zwischen 1807 und 1832 in einem Geheimbund organisiert, ursprünglich der napoleonischen Fremdherrschaft trotzten und sich schließlich auch die Errichtung eines unabhängigen Staates mit einer freiheitlichen Verfassung zum Ziel setzten. Ähnlich wie Freimaurer ihre Rituale von den mittelalterlichen Bauhütten ableiteten, nahmen sich die italienischen Freiheitskämpfer die Köhlerzunft zum Vorbild und wählten deshalb den Namen "Carbonari" (= Köhler). Die Anregung aus dem Kampf gegen Fremdbestimmung und für freiheitliche Verfassungsrechte in Italien führte bei den Gründungsvätern auch zur Wahl der Bundesfarben "grün-weiß-rot", denen später im Farbencantus noch eine weitere Sinngebung zugedacht wurde.

 

1.1  Wahlspruch und Bundescantus

 

Ihr Versprechen einer Freundschaft mit absoluter gegenseitiger Verlässlichkeit bewegte die Gründungsmitglieder den Wahlspruch "Einigkeit macht stark" auf ihr Banner zu schreiben, ihre Begeisterung für die Tradition und für das Komment­leben der Farbenträger ließ sie das Bekenntnis zu den burschenschaftlichen Idealen "Ehre, Freiheit, Vaterland" übernehmen und veranlasste sie ihrem neuen Bund auch eine Kommentordnung zu geben.

 

Im Bundescantus nach der Melodie des Siebenbürger Jägerliedes aus einer Liedersammlung von 1843 wurde ein Bekenntnis zum Lebensbundprinzip und zur Freundschaft als lebensgestaltenden Wert abgelegt.

 

1.2  Farbencantus

 

In den turbulenten Zeiten der Weimarer Republik verfasste unser Bb und zeitweiliger Philistersenior Georg Herzog, der 1943 auf dem Schlachtfeld von Stalingrad sein Leben lassen musste, den Farbencantus nach der Melodie des Liedes "Strömt herbei ihr Völkerscharen", die der Tondichter Peter Johann Peters 1867 komponierte. Bb Herzog gab damit unseren Farben einen weiteren symbolischen Sinngehalt.

 

2  Der I. Weltkrieg und die Weimarer Republik

 

Wie sehr gespannt das Verhältnis zwischen den Völkern insbesondere in Europa damals war, musste unser Bund erfahren, als nur wenige Monate nach seiner Gründung der I. Weltkrieg ausbrach. 34 Philister und acht Aktive wurden zwischen 1914 und 1918 eingezogen oder meldeten sich als Kriegsfreiwillige. Sieben gefallene Bundesbrüder waren bei Kriegsende zu beklagen, für die noch junge Korporation ein schwerer Verlust. Trotz großer Entbehrungen gelang es auch während der Kriegsjahre, das aktive Kneipleben aufrechtzuerhalten. 1921 war die Karbonaria Mitbegründerin der Interessengemeinschaft der Absolventenvereinigungen Nürnberg/Fürth (IDAN) und wurde damit zugleich korporatives Mitglied im Passauer Sammel Convent (PSC).

 

3  Die Zeit im Dritten Reich und der II. Weltkrieg 

 

Nach 1933 bereitete die "Gleichschaltung" aller Verbände und Ideen  ¾  auch die der farbentragenden Verbindungen  ¾  dem aktiven Farbenleben für viele Jahre ein Ende. Das 20. Stiftungsfest fand 1934 als letztes öffentliches Ereignis un­se­res Bundes während der Herrschaft der Nationalsozialisten statt. Es schien, als sei die so oft gesungene Liedzeile "Das Wort das unsern Bund geschürzet, das Heil, das uns kein Teufel raubt und kein Tyrannentrug uns kürzet, das sei gehalten und geglaubt!" widerlegt. Für viele wurde es schwer, ein Wort zu glauben und zu halten, das nicht mehr ausgesprochen werden durfte.

 

Aber weder die Diktatur noch der bald folgende II. Weltkrieg, der auch in unseren Reihen seinen Blutzoll forderte, waren imstande das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bundesbrüder zu zerstören. Elf Bundesbrüder kehrten nicht mehr in die Heimat zurück. Fast das gesamte Inventar und alle Kneiputensilien fielen dem Bombenhagel zum Opfer. Die Überlebenden aber waren fest zu einem Neubeginn des Farbenlebens entschlossen.

 

4  Neugründung und Nachkriegszeit

 

Der Glaube an die Ideale der Farbenträger war stark genug, unsere Verbindung von neuem entstehen zu lassen. Der Initiative einzelner Bundesbrüder, die unermüdlich nach den durch Kriegs- und Nachkriegswirren versprengten Freunden suchten, war es zu verdanken, dass be­reits 1946 die erste Zusammenkunft zur Neu­gründung stattfinden konnte. So sollte die Wie­der­geburt der Kar­bo­naria zum Be­weis werden, dass unser Wahlspruch "Einigkeit macht stark" kein leeres Wort ist, sondern einen tragenden Wert verkörpert. Diese Überzeugung gab den Bundes­brü­dern die Kraft und den Mut, das "Haus" Karbonarias wieder aufzubauen. Schon im Jahr 1954 konnte das 40. Stiftungsjubiläum in den Nürnberger Hum­boldt­sä­len festlich be­gan­gen werden, und die Anwesenheit vieler Bünde zeigte, dass die Karbonaren ihre treuen Freun­de im Kreis der Farbenträger behalten hat­ten

 

1956 wurde das im Krieg zerstörte Banner durch eine originalgetreue Nachbil­dung ersetzt und in einem feierlichen Festakt in der Nürnberger St. Johannis  ­Kir­che geweiht.

 

Rege war in den Folgejahren auch die Arbeit für die Gestaltung des Verbin­dungs­lebens. So wurde u.a. eine überarbeitete Komment-Fassung geschaffen und im Mai 1960 zum offiziellen Kneipkomment des Bundes erklärt.

 

5  Der PSC - Dachverband

 

Der Passauer Sammel Convent (PSC), dem unsere Verbindung seit 1921 als kor­po­ratives Mit­glied angehörte, wurde nach Diktatur und Krieg 1952 unter Karbo­na­rias Mitwirkung als Pas­sauer Senioren Convent (PSC) wieder gegründet. 

 

Das Vertrauen der Korporationen dieses Kartells wurde unserer Karbonaria 1962 mit der Wahl zur Präsentierenden des PSC und der damit verbundenen Über­tra­gung des Kar­tellvorsitzes auf zwei Jahre bekundet. Die Amtszeit endete mit dem 43. or­dent­lichen Kartelltag des PSC, der am Tag vor unserem 50. Stiftungsfest in Nürn­berg stattfand. 

 

6  Eigenes Kneipheim

 

Gemeinsam haben es die Bundesbrüder 1982 geschafft, sich ein eigenes Kneip­heim im An­wesen unseres 1989 verstorbenen Bb Georg Reuß (Rennweg 46, 90489 Nürn­berg) anzu­mie­ten. Die umfangreichen Renovierungs- Umbau- und Einrich­tungs­­ar­­beiten, wel­che größtenteils von sachkundigen Bundesbrüdern in Eigenleistung erbracht wur­den, fanden am 4. September 1982 mit der feierlichen Einwei­hungs­kneipe ihren krönenden Abschluss.

 

Mit dem Kneipheim eröffneten sich neue Möglichkeiten für die Gestaltung unseres Verbin­dungs­­lebens, was die Gemeinschaft der Bundesbrüder mit ihren Angehö­rigen noch mehr zur großen Karbonarenfamilie werden ließ.

 

7  Die FAAV Karbonaria wird ein "e.V."

 

Zur Eintragung ins Vereinsregister hat sich unsere Verbindung am 19. März 1982 eine Satzung ge­geben, welche mit Beschluss vom 25. März 1982 durch eine Ge­schäftsordnung ergänzt wur­de.

 

1989 überarbeitete die erweiterte Vorstandschaft den offiziellen Kneipkomment aus dem Jahre 1960. Dabei wurden den Bedürfnissen der Gegenwart Rechnung ge­tragen, die Grundsätze, die seit 1914 das Selbstverständnis der Karbonaren als Farbenträger bestimmen, aber erhalten. Die Neufassung trat mit Beschluss vom 4. April 1989 in Kraft.

 

8  Anhang:

Bundescantus

 

1.  Karbonar bin ich und will es sein, solang´ mein Auge glüht,

     solange noch durch meine Brust ein Lebensodem zieht.

     Karbonar bin ich und ruf es laut und schwör´s mit Herz und Hand,

     ç:  drum schlingt sich auch um meine Brust mein grün-weiß-rotes Band.

2.  Manch And´rer lebt im Überfluß, er lebt in Saus und Braus

     und trinkt zum wahren Überschuß den Freudenbecher aus.

     Ich tausch´ um nichts in aller Welt mit ihm um diesen Tand,

     ç:  denn mir geht über Gut und Geld mein grün-weiß-rotes Band.

3.  Und wenn ich einst gestorben bin und liege tot im Schrein:

     Ein braver Bursch´  bin ich gewest, will´s auch im Tod noch sein

     Setzt mir mein Haupt mein Cerevis, den Schläger in die Hand

     ç:  und schlingt um meine kalte Brust mein grün-weiß-rotes Band!

                   Text: unbekannte Vorlage       Melodie: Siebenbürger Jägerlied - aus einer Liedersammlung von 1843

 

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Farbencantus

 

1.  Wo die grün-weiß-rote Farbe um die Burschenbrust sich zieht,

     wo die Liebe zu dem Bande heiß noch in den Herzen glüht,

     deutsche Art und deutsche Sitte, deutsche Treu´ herrscht für und für

     ç:  dort in diesen Freundesreihen ist Karbonaria das Panier.

2.  Wenn auch Streit und Zwietracht herrschen, Stürme um die Heimat weh´n,

     Treu und Glauben sind verschwunden und das Glück will von uns geh´n,

     dann mag uns ermut´gend sagen uns´rer stolzen Farben "Grün",

     ç:  daß für Volk und Heimat auch einst Glück und Segen wieder blüh´n!

3.  Und das "Weiß" in uns´ren Farben soll ein Zeichen dafür sein,

     daß wir stets den Schild der Ehre wollen halten blank und rein,

     und die Tugenden der Väter: deutsches Recht und Ehr´ und Treu´,

     ç:  woll´n als höchstes Gut bewahren und gebrauchen stets auf´s Neu!

4.  Daß wir jedes deutschen Bruder, Glied des großen Volkes sein,

     daß für Ehr´ und Recht und Freiheit stets wir wollen treten ein,

     daß die Freiheit höchstes Gut uns, Deutschlands Glück uns bis zum Tod 

     ç:  uns´res Lebens höchstes Ziel ist, das besaget unser "Rot"! :

5.  Festgefügt um uns´re Farben, um das grün-weiß-rote Band!

     Einigkeit, sie macht uns stark, drum Brüder reichet euch die Hand!

     Deutsche Sitte, deutsche Treue, deutscher Sinn herrsch´ für und für

     ç:  und als Wahlspruch ewig, immer: "Karbonaria sei´s Panier! :ú

      Text: Bb & Phil.-Sen. Georg Herzog, gefallen 1943       Melodie: "Strömt herbei ihr Völkerscharen", Peter Johann Peters 1867

 

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